Die Luftdichtheit von Gebäuden wird mit einem Differenzdrucktest (Blower-Door-Test) bestimmt. Durch einen in eine Gebäudehülle (meist Tür oder Fenster) eingelassenen Ventilator wird innerhalb des Gebäudes ein konstanter Unterdruck oder Überdruck von zum Beispiel 50 Pascal erzeugt und gehalten. Die durch Gebäudeundichtigkeiten ein- bzw. ausströmende Luftmenge muss durch den Ventilator in das Gebäude heraus- bzw. hereingedrückt werden und wird gemessen. Der sogenannte n50-Wert (Einheit: 1/h) gibt an, wie oft das Innenraumvolumen pro Stunde umgesetzt wird. Richtwerte für den n50-Wert sind seit November 1996 in den Teil 7 der DIN 4108 aufgenommen worden. Die seit 2002 geltenden Energieeinsparverordnungen (EnEV) bzw. das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) enthalten ebenfalls Grenzwerte. Die Messung erfolgt nach DIN 13829. Zum Auffinden von Lufteintrittsstellen (Leckagen) werden zusätzlich zur „Blower-Door“ unter anderem Windgeschwindigkeitsmessgeräte (Anemometer), Rauchprüfröhrchen, Nebelmaschinen und Infrarotthermografiesysteme eingesetzt. Wird im Gebäudeinneren Unterdruck hergestellt, kann man die Lufteintritte oft sogar mit der bloßen Hand fühlen. Typische Problempunkte sind Innen-Außenwandanschlüsse bei Holzkonstruktionen, die Anbindung der Dampfbremse an das Mauerwerk oder die Holzkonstruktion, Stöße und Überlappungen der Dampfbremse, Sparren bei Sichtdachstühlen, Fußboden-Wandanschlüsse, der Einbau von Fenster und Fensterbank, Kabelauslässe in der Decke, Deckenstrahler, Kamine und Rollladenkästen sowie alle Durchdringungen von unbeheizten Räumen oder Außenbauteilen zu beheizten Räumen (zum Beispiel durch Heizungs- und Wasserrohre, Elektroleitungen, Installationsschächte usw.).
Ein luftdichte Gebäudehülle ist aus einer Vielzahl von Gründen wichtig:
- Vermeidung von Tauwasser in der Konstruktion:
Wenn warme, feuchte Luft aus dem Innenraum in den kälteren Bereich der Baukonstruktion gelangt, kann der enthaltene Wasserdampf kondensieren. Kalte Luft kann weniger Wasser halten als warme. Die sich im Bauteilquerschnitt aufgrund der Luftundichtheit niederschlagende Feuchte ist ein Nährboden für Schimmel und sonstige Pilze. Die Baukonstruktion nimmt Schaden.
- Verringerung der Energieverluste:
Während bei der Wärmedämmung (Verringerung der Transmissionswärmeverluste) heute ein hoher Standard erreicht ist, ist die Luftdichtheit (Verringerung der Lüftungswärmeverluste) bisher zu wenig beachtet worden. Bei modernen Häusern schlägt der Lüftungswärmeverlust anteilmäßig mit über 50 Prozent zu Buche. Die Lüftungswärmeverluste lassen sich mit relativ geringem Aufwand reduzieren.
- Verhinderung des Eintrages von Luftschadstoffen in die Raumluft:
Je nach Windrichtung kann die Strömungsrichtung der Luft durch die Leckstellen des Gebäudes sich umkehren. Wenn die Luft in das Gebäude hinein strömt, können gesundheitsschädliche Fasern des Dämmmaterials in den Innenraum gelangen. Weiter ist zu beachten, dass sich bei Luftundichtheiten Schimmel ansiedeln kann und durch die Strömungsrichtungsumkehr schädliche Schimmelsporen in die Atemluft gelangen können. Auch der Eintrag von radioaktiven Radongas in Kellergeschossen ist in manchen Regionen Deutschlands zu vermeiden.
- Vermeidung von kalten Fußböden im Erdgeschoss:
Kalte Außenluft, die durch die Gebäudehülle gelangt, fällt nach unten und bildet eine kalte Luftzone in Fußbodennähe (Kaltluftsee). Kalte Füße sind die Folge.
- Sicherstellung der Funktion der Lüftungsanlage:
Mit einer Lüftungsanlage mit oder ohne Wärmerückgewinnung muss der hygienisch notwendige Lüftungsbedarf gedeckt werden, ohne die Luft über die undefinierten Leckstellen der Gebäudehülle zu leiten. Luft strömt nur da, wo ein Druckgefälle vorhanden ist.
Deshalb baut eine Lüftungsanlage geringe Druckdifferenzen zwischen innen und außen auf. Leckagestellen stören dabei. Darum gelten beim Einbau von Lüftungsanlagen erhöhte Anforderungen an die Luftdichtheit.
- Sicherstellung des Wärme- und Schallschutzes von Bauteilen:
Bei der Schallübertragung herrschen ganz spezielle physikalische Gesetze. Bereits schmale Schlitze in einer Wand lassen die Wand als schalldurchlässig erscheinen. Die schallleitende Wirkung von kleinen Ritzen wird meist unterschätzt. Die Sicherstellung der Dämmwirkung von wärmedämmenden Außenbauteilen beruht auf dem Einschluss von Luft in Hohlräumen des Dämmmaterials. Wenn das Dämmmaterial von Luft durchströmt wird, wird ihm die Wärme entzogen und der Baustoff verliert seine wärmedämmende Wirkung.